Musik mit scharfen Krallen

Die Avantgarde-Band Zeal & Ardor trägt mit ihrem Album «Greif» eine Ur-Basler Figur auf die Bühnen der Welt.

Das vierte Album des Zeal & Ardor-Masterminds Manuel Gagneux und seinen fünf Gentlemen hat mehr Facetten als der Vogel Gryff Krallen hat. 14 Songs stark fächert sich das Album «Greif» auf, und wer da an Akte einer imaginären Soul-Metal-Oper denkt, liegt nicht ganz daneben. «Greif», inspiriert vom Basler Brauch des Vogel Gryff, gleicht einer stilistischen Protonenschleuder, die uns wild mit düsteren Bildern, spielerischen Melodien und knallhartem Sound eindeckt. Zeal & Ardor war sieben Jahre lang das Solo-Projekt von Gagneux, eine Verschmelzung von afroamerikanischen Sklavenliedern und Gospelmusik im rassistischen Amerika der Sklavenzeit einerseits und der nihilistischen Düsternis des skandinavischen Black Metals andererseits. Fast über Nacht eroberte Gagneux mit seiner zusammengetrommelten Live-Band die Clubs der Welt. Das erste Album «Devil Is Fine» wurde 2017 zum erfrischendsten Kelch der Metal- und Rock-Saison. Heute sind Zeal & Ardor die wichtigste Basler Band. Im Frühling gewann sie fast logischerweise den Schweizer Musikpreis; zuvor zwei Mal den Basler Pop-Preis. Und das Duo, das die Doku über ihren kometenhaften Aufstieg gefilmt hatte, wurde ebenfalls im Frühling mit einem Baselbieter Kulturpreis ausgezeichnet.

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